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Disputation

In Zusammenarbeit mit der Kulturforschung Graubünden hörten wir am 28. und 29. April 2023 die Vielstimmigkeit der Reformation im Grossratssaal Chur: am Freitag von 16 bis 18 Uhr mit 11 Stimmen à 4 Minuten aus allen Regionen des Kantons sowie dem Blick von Süd und Nord. Am Samstag von 10.30 bis 16.30 Uhr mit Inputreferaten und einem Streitgespräch zu den Themen Glaubensfreiheit, Koexistenz, Kirche und Gemeinde sowie Kirche und Staat.

Einen Rückblick gibt’s in der Medienmitteilung und der Bildergalerie (inkl. Video-Mitschnitt).

Nach historischem vorbild

Heute sind Debatten im Parlament für uns selbstverständlich. Vor 500 Jahren – in der Anfangszeit der Reformation – war dies jedoch anders. Die Menschen mussten sich das Mitspracherecht erst erstreiten. Mit der Reformation entstanden 1523 die ersten «Disputationen» (Streitgespräche) und legten die Basis für unsere moderne Debattenkultur.

Im Rahmen der Disputation sollen die Bürger wichtige Fragen diskutieren und selbst Entscheide anhand der Bibel fällen können. Themen waren Priesterehe, Zölibatspflicht und Missbräuche auf kirchlichem Gebiet.

Im Jubiläumsjahr wollen wir nach historischem Vorbild eine Disputation einberufen – der Ort dazu ist nicht zufällig der Grossratssall in Chur.

Der Auftakt

Freitag, 28. April 2022
16 bis 18 Uhr
Grossratssaal Chur

11 Stimmen à 4 Minuten aus allen Regionen des Kantons
Der Blick aus Süd und Nord
Musikalische Begleitung und Apéro Riche

Einführung:
Cordula Seger, Leiterin Institut für Kulturforschung Graubünden
Curdin Mark, Präsident Reformierte Kirche Chur

Inputreferate und Streitgespräche

Samstag, 29. April 2022
10.30 bis 16.30 Uhr
Grossratssaal Chur

Reformator Comander, der gemeinsame Weg und die Bedeutung der Disputation

Stehlunch

Inputreferate und Streitgespräch
zu den Themen Glaubensfreiheit, Koexistenz, Kirche und Gemeinde sowie Kirche und Staat

Apéro

Referent:innen (u.v.a):
Pfarrerin Rita Famos, Präsidentin Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz
Prof. Eva-Maria Faber, Theologin und Hochschullehrerin
Jan-Andrea Bernhard, Historiker und Theologe

Moderation: Maria Victoria Haas

Die Geschichte

Der Start des Jubiläumsjahres widmet sich den historischen und gesellschaftlichen Komponenten der Reformation Comanders. Johannes Dorfmann (1484 –1557), genannt Comander, war Sohn eines Hutmachers aus Maienfeld und besuchte die Klosterschule St. Gallen und die Universität Basel. In St. Gallen lernte er den späteren Reformator Vadian kennen, in Basel Zwingli. Seit 1512 war Comander Pfarrverwalter und ab 1521 Pfarrer von Escholzmatt (LU). 1523 wurde er vom Stadtrat nach Chur an die Martinskirche berufen. Seine reformatorischen Predigten waren bald weit herum bekannt. In der Ilanzer Disputation (1526) legte er 18 Thesen vor, die später als Grundlage für die Berner Thesen (1528) dienten.

Die Glaubensproklamation des Freistaates der Drei Bünde von 1526 war eine einzigartige Erscheinung im damaligen Europa. Die Macht lag nicht mehr beim Adel oder bei der Kirche, sondern bei den Gemeinden. Sie basierte auf zwei wichtigen Grundsätzen:

dass Gesetze von Bürgern gemacht werden und dass der Zweck des politischen Verbandes wegen der Rechtsgleichheit der Bürger allein auf das Gemeinwohl gerichtet ist.